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20.01.2021 20:45

Die Kinderstube der Demokratie

Wenn man eine neue Welt erschaffen möchte, muss man bei den Menschen anfangen, die die neue Welt erschaffen sollen. Also unseren Kinder.


Nur Kinder kann man von Beginn an neu domestizieren. Unsere Welt verändert sich rasant und jetzt nach einem dreiviertel Jahr Corona, werden Kinder nun durch Worte und Taten in eine neue Richtung erzogen. Das Bundesministerium für Familie hat nun unter dem Schlagwort „Demokratie Leben“, einen neuen Leitfaden veröffentlicht der dieser Tage und Wochen an tausende Erzieher/innen in ganz Deutschland verteilt wurde. Das ganze ist transparent. Jeder kann sich anmelden und die neue Philosophie der Kindererziehung selbst in Augenschein nehmen. Unter https://www.oncampus.de/weiterbildung/moocs/kita können wir nun die human Domestizierung der neuen Generation sehen.


Man hat sich nun offenkundig auf einen gemeinsamen Fahnenappell geeinigt. Das Wort „Verantwortung“, wird nun in der Kita durch das Wort „Macht“ ersetzt und nur noch an stellen eingesetzt, an denen es folgerichtig zu nutzen ist. „Macht“ bedeutet Macht über andere Menschen. „Verantwortung“ Bedeutet vor allen Dingen, selbst für seine Taten verantwortlich zu sein. Wer also in der Zukunft Macht ausüben möchte ist gleichsam Verantwortlich für die Folgen seiner Machtausübung. Das gilt für die nächste Generation Erwachsener und soll auch jetzt in kleinen Schritten dem Stammpersonal näher gebracht werden.

Macht bedeutet Kindern zu zeigen das zu wollen das sie sollen, doch ihnen eben auch noch den Raum für eine Gestaltungsmöglichkeit zu lassen.


Kitas werden nun wie kleine Parlamente organisiert. Kinder sollen ihre Anliegen in praktisch gelebten, autonomen Minidemokratien, vortragen dürfen und durch die Entscheidungsmittel der Demokratie ihre Umgebung selbst gestalten können. Als Beispiel wird die vollständige Erstellung eines neuen Klettergerüsts unter Anleitung der Erwachsenen, durch Kinderhand vorgestellt.


Gleichsam soll jedoch auch das Blasendenken der alten Welt verändert werden. Die Kita soll keine abgeschottete Insel mehr sein. Betreuer sollen die Kinder nicht länger vor der vermeintlich bösen Außenwelt schützen. Die Kita soll nun Teil der Kommune sein. Die darin befindlichen Kinder dahingehend ein „Wir“ Gefühl entwickeln. Wir kennen diese Blase gut aus unserem eigenen Erwachsenenleben. In praktisch jeder Behörde findet man das Blasendenken. Wir sind die Blase und innerhalb der gemeinsamen Blase, gibt es ein Vertrauensverhältnis, außerhalb der Blase jedoch, lauert der potenzielle Feind. Was die Blase zu Semitransparenten Informationsblöcken anschwellen lässt die nichts mehr hinaus lassen und sich nicht als Teil des Gemeinwohls verstehen. Eine so gelebte Blase findet man zu hunderten in jeder deutschen Stadt. Diese Blasen der „Ich“ Bezogenheit auf ein sehr begrenztes „wir“ sind eine der Hauptgründe für tatsächlich gelebten Gesellschaftlichen Stillstand.

Die praktisch gewaltsame Öffnung der Blase ist eine vollständige Abkehr der alten Doktrin.


Die Veränderung des Demokratiebegriffs: Kinder sollen Demokratie lernen. Sich an Demokratischen Prozessen beteiligen und Engagieren. Gleichsam jedoch auch verstehen das nicht alle Gesellschaftlichen Entscheidungen, Demokratisch getroffen werden. So sind beispielsweise Sicherheitsfragen und Regelfragen, einseitige Diktate ohne Mitspracherecht. Gleiches soll auch ins erwachsenen Leben mitgenommen werden. Das neue Demokratieverständnis soll die Grenzen der Demokratie aufzeigen. Denn wie bei einem Kind im Kindergarten gibt es auch im erwachsenen Leben, einen übergeordneten Erzieher welcher die Geschicke besser zu lenken versteht als das Individuum. Das neue Verständnis des Wortes Demokratie ist somit viel näher an der Lebenswirklichkeit des Menschen, als das alte.



Das Aufbrechen der Blase für die Partizipation des Kindes? In Konzentrischen Kreisen soll hier herausgefunden werden, welche anderen Träger oder Institutionen der Kita nahe stehen. Man soll auf sie zugehen und im diplomatischen Kompromiss das Best mögliche Partizipations Memurandum für die Kinder, Kindgerecht herausholen. Ohne Kinder, jedoch im Kindeswohl Interesse. Das ganze soll wahrscheinlich mit der Stammbelegschaft der ja mit reichlich Zeit gesegneten Erziehern, umgesetzt werden. Um es klipp und Klar zu sagen. NEIN !

Das ist aus der jetzigen Situation heraus eine Utopie. Personal müsste massiv aufgestockt werden. Aus der Blase hinaus in andere Blasen hinein zu gehen, ist keine nebenher Aufgabe, sondern ein Vollzeitjob der darüber hinaus auch noch besondere Privilegien verlangt, da ansonsten nämlich gemauert werden würde. Es müsste also bereits im Vorfeld eine politisch motivierte Aufklärung in Kita nahestehenden Kommunalen Einrichtungen geben, welche diese auf die Bevorstehende Partizipierung vorbereiten. Erzieher treten an dieser Stelle nicht mehr als Erzieher auf.


Zu guter Letzt gibt es auch in den Kitas einen politischen Bildungsauftrag. Die Politische Willensbildung der Demokratie soll ohne wenn und aber, eingesetzt werden. Das bedeutet es gibt Demokratie und sonst nichts. Raum für Zweifel soll es nicht mehr geben.


Sollte diese so formulierte „Kinderstube der Demokratie“ flächendeckend umgesetzt werden, befinden wir uns in einem Zielstrebigen Prozess welcher neue Räume offenbart, neue Möglichkeiten auch für jene eröffnet die eben nicht nur Leise und Anpassungsfähig sind.

Allerdings werden alte Türen eben auch geschlossen. Es kann durchaus von Vorteil sein, mit der Vergangenheit abzuschließen und sich auch in der human Domestizierung eines Geradlinigen Narratives zu stellen.


Gerade auch eine kompromisslose Wortbedeutung, lässt positives Hoffen. Denn Macht muss gleichsam zur Verantwortung gezogen werden können. Machtmenschen müssen sich dieser Herausforderung stellen. Macht ohne Selbstverantwortung für seine Fehler ist eine Farce.