Wahrheit und Wirklichkeit
Wahrheit ist ein Wort, welches voller Erwartungshaltungen steckt. Ein Wort voller Suggestionen. Ein Wort voll Sicherheit, ein Wort voller Hass.
Wir Menschen lieben unsere Überzeugungen. Unseren Glauben unsere Wahrheiten. Doch wo liegt der Unterschied, zwischen einem tiefgläubigen Menschen mit der festen Überzeugung an einen Gott oder einem der sich einer Naturwissenschaft verschrieben hat und von dieser überzeugt ist?
Es ist noch nicht lange her, da nannte sich jeder Wissenschaftler, „Christlicher Wissenschaftler“.
Wissen zu schaffen ist der Religion nicht nur ähnlich, es ist explizit identisch. Das Hirnareal, in welchem Überzeugungen durch Biochemische Materiemanifestationen entstehen ist das selbe. Ein Erfinder muss frenetischer an seine Erfindung glauben als ein Bibeltreuer Christ an sein Buch.
Wo liegt der wirkliche Unterschied?
Der Unterschied ist einfach. Die Meisten erlangen ihre Überzeugungen durch direkte Programmierung von außen. Die Wenigen erlangen ihre Überzeugung aus sich selbst heraus. Jemand der sich beispielsweise Wissenschaftler nennt, gleichzeitig jedoch zufrieden ist mit dem was er erlernt hat und es nicht in Frage stellt, wird kaum etwas verändern. Wohingegen ein Mensch mit Zweifeln, tatsächlich Wissen schaffen kann. Kreativität ist auch immer Destruktivität. Wenn man etwas verändern möchte, muss man den Glauben derjenigen die nichts verändern wollen, über den Haufen werfen.
Unsere Überzeugungen bilden sich durch Wahrheiten an die wir glauben können. Unser Gehirn ist nicht darauf ausgelegt, die Welt so zu erfassen wie sie tatsächlich ist. Es ist darum bemüht, dem eigenen Nervenzentrum den Nacken zu kraulen. Je fehlerhafter die genetische Struktur eines Menschen, desto weniger wird er seinen Geist mit Tatsachen belasten wollen. Wohl aber mit schönen Wahrheiten.
Die Maschine des Menschen ist Bipolar. Das Nervenzentrum ein netter Trick der Evolution. Menschen deren Nervenverbindungen schlecht funktionieren, sind physisch grobschlächtig und tollpatschig. Bringt man ihnen jedoch unangenehme Worte entgegen, Aneinanderreihungen von komplexen Satzmustern, wehrt sich ihr Gehirn. Es möchte nicht damit konfrontiert werden. Die Belastung ist zu hoch. Auf der anderen Seite, können sie zarte Bewegungen auf ihrer eigenen Haut nicht registrieren. Beispielsweise die leise Landung eines Insekts. Je sensibler der Geist eines Menschen auf Worte reagiert, desto unempfindlicher verhält sich sein Körper bei physische Reizen.
So darf man den Geist von Menschen, keinesfalls mit Wahrheiten konfrontieren.
Was ist eine wirkliche Wahrheit? Eine Wahrheit die auf Tatsachen basiert?
„Der Mensch, macht ungefähr den Milliardsten Teil der Planetaren Biomasse aus!“
Das könnte eine Wahrheit gewesen sein.
Doch was soll so eine Wahrheit in einem Verstand der es gewohnt ist, seine Wirklichkeit sehr viel angenehmer, portioniert zu bekommen.
Die Wahrheit der meisten Menschen muss als Einzelschicksal umformuliert werden.
„Ich bin nur ein kleiner Teil des Großen, Ganzen. Wenn jedoch alle mit anpacken, können wir etwas verändern und eine schönere Welt erschaffen.“
Diese Wahrheit, versteht der Mensch. Eine Metapher, daran interessiert, den Rücken zu kraulen. Weniger Tatsachen basierend.
Eine neue Wahrheit ist nur eines.
Ein Werkzeug.
Genau wie eine Zange, ein LKW, ein Computer. So wie ich nicht genau weiß, wie ein Computer eigentlich funktioniert, werden die meisten nicht genau wissen, wie eine Wahrheit funktioniert. Es spielt auch keine Rolle wie das Werkzeug wirklich funktioniert, wichtig ist nur das am Ende das Schreibprogramm geöffnet wird.
Unsere neue Wahrheit ist ein Werkzeug. Eines mit ganz spezifischen Absichten. Eine Abkehr von der nun sehr alten Wahrheit, hin zu einer modernen. Die Anpassung der menschlichen Überzeugungen an den Stand der Technik.
Am interessantesten daran ist der Faktor der irrationalen Furcht. Denn jene Menschen die uns die neue Wahrheit geben, taten dies aus Angst. Sie sehen was die Konkurrenz erschaffen hat. Sie fürchten sich davor, ihre Macht zu verlieren. Doch auch die Konkurrenz fürchtet sich vor Kurzschlussreaktionen. Die mächtigen der Welt rücken zusammen. Aus Angst voreinander. Hängt der eine den anderen ab, zündet der Verzweifelte eventuell die Bombe. 1200 Milliardäre und ein par zerquetschte Billionäre. Die Hälfte von Ihnen mit Privat Atomwaffen ausgestattet. Jeder von ihnen mit eigenen Erziehungsvorstellungen für sein Volk. Der eine, bedingt in der Logik der Erbfolge, wenig ambitioniert, der andere kreativ aggressiv.
Doch eines haben sie gemeinsam. Ihre Vorstellungen, werden zu unserer Wahrheit und manchmal sogar zur Realität.
Die Milliardäre der Erde sind die Besitzer einer Hühnerfarm. Wo dem einen nichts weiter einfällt als Käfighaltung, baut der andere eben Freilandgehege mit Grünanlagen. Es ist nicht schwer zu erraten, wessen Hühner das gesündere Leben führen und die besseren Eier produzieren. Zu guter Letzt entscheiden nicht die Hühner über ihr Schicksal, sondern eben die Besitzer der Farmen. Nicht jeder unserer 1200 Planetaren Herrscher, kann im Geist eine Leuchte sein. Gesegnet mit Visionen.