Das Leitbild und sein Feindbild
Die Lage ist ernst!
Der Covid 19 Virus ist der Grund für diese ernste Lage. Doch der Mensch ist es, welcher nun wieder lernen muss, sich zu verhalten. Ein neues Leitbild bedeutet ein neues Feindbild. In den Krankenhäusern werden Desinfektionsmittel und Atemmasken gestohlen. Die Menschen wurden aus ihrem gewohnten Alltag gerissen und müssen nun erst wieder lernen, was es bedeutet sich selbst zu beschäftigen. Aus dem Müßiggang nun etwas zu machen.
Doch schalten wir nun die Flache Scheibe des linearen Fernsehens ab und klappen die ewig gestrige Zeitung zu. Die Realität vor unserer eigenen Haustür hat sich bereits verändert. Das kann jeder nun mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Händen berühren und mit eigenen Ohren hören. Die Straßen sind leer geworden. Ein kontrollierter Rückzug ins Grüne findet statt. Der Paketbote unterschreibt nun einfach selbst, im Supermarkt wird nicht mehr jede Tomate 5 mal angefasst.
Was wir Menschen innerhalb weniger Wochen, durch Corona erschaffen haben ist etwas Gutes. Der zwischenmenschliche Umgang miteinander verändert sich. Und sei es momentan auch nur Aufgrund der Furcht vor der Ansteckung. Trotzdem! Man kann es förmlich spüren. Aus der Angst erwächst Respekt. Man fängt wieder an zu handeln. Mit Menschenverstand und ohne Verachtung. Bin ich mit Inlinern Unterwegs, mache ich automatisch für den schnelleren Fahrradfahrer platz. Auf einmal wird sich nicht mehr angerempelt, nur weil man der Auffassung ist der Gehweg wäre Privateigentum. Man nimmt Rücksicht aufeinander und denkt für andere mit.
Das Beste: Das ganze ist Kulturübergreifend. Denn Corona interessiert es sehr wenig, welche Hautfarbe der Mensch hat und an welchen Gott er glauben möchte. Corona ist in dieser Beziehung, äußerst tolerant und Anpassungsfähig.
Das was wir jetzt gerade innerhalb dieser Krise erschaffen kann von Dauer sein. Warum soll denn der Verkäufer im Supermarkt, nicht auch das Hausrecht haben und einen Kunden, welcher die einfachsten Regeln des Anstands und Zusammenlebens nicht versteht, nicht aus dem Laden werfen dürfen? Weshalb soll denn der Paketbote die Übergabe der Sendung nicht einfach selbst quittieren? Das Vorschubmisstrauen endlich über Bord werfen, die Schlösser von den Einkaufswagen entfernen!
Solche kleinen Dinge bedeuten etwas. Durch so etwas, werden Berufe aufgewertet und den Menschen die sie ausüben, wird Anerkennung gezollt.
Wenn die Welt von morgen vorhat, so auszusehen ist es meiner Ansicht nach eine bessere Welt.
Trotzdem gibt es einen Wermutstropfen.
Kein Narrativ ohne Feindbild.
Der Mensch ist kein freundliches Wesen. Der Mensch ist ein knallhartes Rudeltier mit strengen hierarchischen Strukturen. Und jener der brav mitmacht, so traurig es auch ist, möchte jemanden sehen auf den er herabblicken kann. Jemanden der nicht mitmacht, jemanden der an all diese Dinge nicht glaubt oder sich eben anders verhalten möchte.
Er braucht Menschen auf denen das Stigmata des Außenseiters, des bösen liegt. Denn nur durch einen Feind, gibt es inneren Zusammenhalt. Derzeit kann man Eindrucksvoll sehen wie neben dem Leitbild, eben auch das Feindbild erschaffen wird.
Natürlich ist es nicht in Ordnung, zu stehlen und sich über die Maßen zu bereichern. Doch erst einmal ist so ein Verhalten kriminell und nicht feindlich. In einer Krise wie dieser sieht das jedoch anders aus. Wo die Feder neue Regeln schreibt, werden aus kleinen Dieben ganz schnell stigmatisierte Schwerverbrecher, die ihr Leben lang weg gesperrt werden. Doch damit ist es längst nicht getan. Bewusst wird auf andere Meinungen hingewiesen. Beispielsweise unter dem falschen Vorwand der Beobachtung, durch den Verfassungsschutz. Absichtlich werden Menschen verleitet, sich andere Meinungen, überhaupt erst anzusehen.
Das Feindbild ist von Elementarer Bedeutung. Lebten wir in einer gerechten Welt, müsste jeder Systemkritiker für seine Arbeit bezahlt werden. Denn er schafft nichts weiter als Dramaturgien welche für die Unterhaltung der Mehrheit sorgen. Der Mensch, will auf seinen „Reichsbürger“ herabblicken und ihn von seinem Podest aus, mitleidig belächeln.
Wir leben jedoch alle im hier und heute. Jeder hat nun die Wahl. Begrüßt er eine Welt in der wieder ein Respektvoller Umgang gepflegt wird, in der sowohl der Verkäufer wie auch der Paketbote und die Pflegerin etwas wert sind. Wer die Basis auf seinen Schultern trägt, muss sich nicht jede Frechheit gefallen lassen. Oder möchte man die Welt von gestern zurück. Eine Welt in der sich betrunkene, in die Tiefkühlabteilung legen, Essen wie Abfall behandeln und dadurch glauben sie wären kleine Könige?
Ich weiß, wie ich mich entscheiden werde.