Die Nordost Passage ist geöffnet
Hallo meine geliebten bibbernden Leser. Für wahr, dort oben in der Arktis ist es recht frisch. Es ist dort sogar kühl genug um den Aggregatzustand von Wasser zu verändern.
Der eine oder andere hat es ja eventuell schon mitbekommen. Der Sueskanal, das Nadelöhr der Containerschifffahrt steht unter Dauerfeuer. Stellen wir uns das mal bildlich vor.
Du bist jetzt ein Containerschiffchen, das 18.000, 20 Fuß Container geladen hat. Deine Länge beträgt 398 Meter, deine Breite beträgt 56,4 Meter. Wenn du voll beladen bist, entspricht deine Wasserverdrängung 165000 Brutto Register Tonnen. Oder um es anders auszudrücken. Wirst du auf dem Trockendock gewartet, senkt sich der Meeresspiegel.
Ausgerechnet du sollst nun durch den Sueskanal schwimmen.
Der Kanal ist 193.3 Kilometer lang, 313 Meter breit und 24 Meter Tief. Und um überhaupt in den Sues Kanal einzufahren musst du erst mal durch den Golf von Aden und dann durchs rote Meer. Die Länder an denen du vorbeifährst sind der Jemen, Somalia, Eritrea, Sudan, Saudi Arabien, Ägypten.
Nun ist es halt ein wenig schwierig dich zu verstecken. Du bist so groß das man dich schon bei der Einfahrt in den Golf von Aden, sehen kann. Deine Geschwindigkeit liegt bei etwa 28 Kilometern in der Stunde. Die Länge der nun ja nennen wir sie, nicht mehr ganz sicheren Strecke beträgt etwa 1300 Kilometer. Auf dieser Strecke kann man dich vom Land aus praktisch mit Steinen beschmeißen. Wütende Menschen nehmen aber auch gerne mal einen Raketenwerfer. Schon der Effekthascherei wegen.
Doch was wenn ich dir nun eine Alternative zur Süd Rute anbieten kann?
Eine schöne, ruhige, sichere Alternative. Keine Piraten, keine Amerikaner, nur frische Seeluft und möglicherweise der eine oder andere, fliegende Pinguin. Wie wäre es denn mal mit der Nordost Passage?
Die Strecke ist ganze 5000 Kilometer kürzer als die Südroute.
Sie ist blitzblank und todschick. Wenn dir dort ein Pirat begegnen sollte, wird er dich wahrscheinlich zu Tee und Gebäck in seine Kajüte bitten. Außerdem redet er entweder Plattdeutsch oder Russisch.
"Moment mal", denkst du nun eventuell.
"Wie soll ich denn dort lang fahren?, da gibt es Eis auf dem Wasser"
Weit gefehlt, da gab es Eis auf dem Wasser. Denn im Zuge des Klima Narratives, schmilzt das Eis dort inzwischen ganzjährig. Und was noch nicht schmilzt das schiebt die neue Atombetriebene russische Flotte von Eisbrechern aus dem Weg. Ganze 40 Eisbrecher sind für dich im Einsatz um die Nordost Passage flüssig zu halten.
Mit freundlicher Unterstützung von Mütterchen Russland, versteht sich.
Wo ist der Haken an der Sache?
Nun ja es gibt zwei kleinere Problemchen. Zum einen braucht es unter Umständen, speziell isolierte Container, um Güter zu transportieren welche die Kälte nicht so gut vertragen. Eventuell benötigt man sogar ein neues Modul System auf den Schiffen um die betreffenden Container mit Strom zu versorgen. Doch Angesichts von 5000 Kilometern weniger Strecke, sind diese Umrüstungsinvestitionen nur Erdnüsse.
Das andere Problem liegt natürlich in einer deutlich dünner besiedelten Gegend ohne nennenswerte Anlande Häfen. Besagte Containerschiffe würden also ohne Zwischenstopp direkt von Asien nach Europa fahren. Die ebenfalls nicht gerade kleinen Häfen entlang der Südroute, könnten so nicht mehr bedient werden. Der Frachtverkehr zwischen den Kontinenten ist jedoch so umfangreich das sich selbst diese Veränderung der Strecke in kürzester Zeit amortisieren würde.
Gut, eventuell sollte auf der gesamten Strecke, in irgend einem nicht sehr häufig genutztem Lagerraum, die russische Nationalhymne auf Endlosschleife laufen. Immerhin verläuft die gesamte Nordost Passage am größten Land der Erde vorbei.
Doch mal Hand aufs Herz, ihr als Containerschiff, was ist euch lieber. Tropische Gefilde, die von Piraten und von den US amerikanischen Pendants namens Kriegsschiffen wimmeln, oder eben absolute Ruhe und Frieden. Eventuell muss ein wenig Wegzoll an Mütterchen Russland entrichtet werden. Zur ganzjährigen Freihaltung der Wasserwege. Die beiden nigelnagelneuen Atombetriebenen Eisbrecher "Leningrad" und "Stalingrad", wollen sich ja schließlich auch bezahlt machen.
Ziehen wir also Bilanz. 5000 Kilometer weniger Seeweg, die Reise von Asien nach Europa eine Woche schneller zurück gelegt, kein Abschaum der euren Rumpf mit Raketen bewirft oder die US Amerikanische Flagge hisst und sich als Retter aufspielt, während eine Kanone immer auf euren Maschinenraum gerichtet ist.
Nur ein alter Bär, der ein bisschen vor sich hin schnarcht. Dann und Wann mit seiner Tatze einen Lachs aus des eisigen Fluten fischt.
Ich meine Klar, wärt ihr ein Mensch, wäre die Entscheidung einfach. "Heil dir US Amerika, niemals schwimmen wir an Russland vorbei!"
Doch ihr seit eben kein Mensch, ihr seit ein Containerschiff. Deshalb trefft ihr Entscheidungen der Schifffahrt und keine Narrativ basierten.
Die Realität der Schifffahrt ist sehr einfach. Verzichtet eine große Rederei auf die Benutzung der Nordost Passage, verliert sie automatisch ihre Wettbewerbsfähigkeit, gegenüber all jenen Redereien die sie nutzen werden.
Ihr seht also, meine lieben Containerschiffchen. Auch unsere Zukunft wird heute geschmiedet. Es wird ein sichere, saubere Zukunft werden. Deshalb sagen wir hier und heute: "Jedes Containerschiff das etwas auf sich hält, sollte künftig die Nordost Passage buchen."