Nach der Krise ist vor der Krise
Der Status „Grau“, wird nicht wieder hergestellt werden.
Viele hoffen noch immer es würde nach der Krise so weiter gehen wie vorher. Wieder vollständig ungeplant und affektgesteuert einkaufen. Gern auch drei mal am Tag, weil man noch eine Tüte Milch vergessen hat. Oder weil einkaufen einfach Spaß macht. Sich weiterhin über den Paketboten aufregen, der keine Lust hat die drei Pakete Katzenstreu, bis vor die Wohnungstür im 4. Stock zu tragen. Vorgesetzte die Überlastungsanzeigen ihres Pflegepersonals einfach zerreißen. All das ist grauer, willkürlicher Alltag gewesen.
Doch ein solches Verhalten ist eben weder verantwortungsbewusst, noch vorausschauend. Schließlich haben wir nicht nur die Verpflichtung, Krisen zu überstehen, sondern auch aus ihnen zu lernen.
Aus der Corona Krise können wir nicht nur lernen. Wir benötigen nun auch eine besser vorbereitete Infrastruktur. Wo automatisierte Kassensysteme eingesetzt werden, Paketdrohnen fliegen, autonome LKW`s, über die Straßen rollen, gibt es auch immer noch uns. Der Mensch ist der Dreh und Angelpunkt.
Frau Krause an der Kasse wird dann eben Frau Krause, die Gesundheits- und Technologiebeauftragte vom Supermarkt. Neue Verhaltensweisen müssen dem Menschen beigebracht werden. Durch ein sinnigeres miteinander und Verantwortungsbewusstes Handeln, löst man natürlich erst einmal Unmut aus. Natürlich möchten die meisten, ihren Affekten jederzeit nachkommen können. Sowohl in psychosozialer Hinsicht, als auch in materieller.
Wieso sollte sich Frau Krause von der Kasse nach der Krise noch etwas gefallen lassen? Jeder der jetzt keinen Einkaufswagen mit sich führt, jeder der meint sich im Supermarkt benehmen zu können, wie auf einem Schlachtfeld, den darf sie des Ladens verweisen. Auf einmal spürt sie ihren Wert. Sie spürt auch die Macht und das Fünkchen Verantwortung, was ihr nun gegeben wurde.
Ihre Augen verändern sich von Tag zu Tag. Ich kann es sehen, jeder andere kann es sehen. Zuletzt wird es Frau Krause bemerken.
Doch ist die Krise überstanden, wird das System wieder auf den Status „grau“ rebootet, was passiert denn dann? Auf einmal soll sich Frau Krause wieder damit herumschlagen was vorher war? Sie kommt mit ihren Kollegen kaum hinterher, den Laden sauber zu halten. Kunden reißen Kartons aus den Regalen, weil sie zu faul sind sich einen Einkaufswagen zu nehmen und sorgen somit für weiteres Chaos. Nein, es wird kein zurück mehr geben. Denn hunderttausende von Menschen, fühlen auf einmal was sie Wert sind. All jene die wirklich wichtig sind, die das Land am Leben erhalten. Die Hauptschlagader der Nation. Was wir ihnen in der Krise geben, können wir ihnen danach nicht wieder wegnehmen. Zu viele von Ihnen würden ihre Arbeitsplätze hinschmeißen und lieber nichts mehr machen.
Davon betroffen ist nicht nur Frau Krause. Auch Herr Peters vom Paketdienst, Frau Siebert, die Examinierte Pflegekraft aus dem Krankenhaus. Die Basis, erfährt nun gerade ein neues Gefühl. In zwei oder drei Monaten dieses Gefühl von Verantwortung wieder zu nehmen, wäre Systemgefährdend.
Nein es ist gut so wie es ist. Der Supermarkt ist nicht das Reich des Kunden, er ist das Reich der Menschen die dort angestellt sind. Der Kunde ist dort keinesfalls König, sondern nur ein Gast der sich zu benehmen hat. Zum Wohle der Gemeinschaft.
Es sind nämlich gerade Ballungszentren, welche äußerst sensibel auf Krisen wie diese reagieren. In denen man die Fehler des alten Konstrukts sehen kann. Zwei Faktoren sind die Hauptangriffsfläche. Fehlende Werkzeuge und unbedachtes, menschliches Verhalten.
Die alte Gesellschaft hat nämlich erhebliche Schwierigkeiten in vielen Bereichen. Technologischer Fortschritt stagniert durch die epochale Durchsetzung der grau Töne. Trägheit und affektiertes Verhalten hat seine Fäden auch in jene Sektoren gesponnen, welche davon auf keinen Fall betroffen werden dürfen. Forschung, Werkzeugentwicklung, Industrie. Was von den Universitäten inzwischen abgeht, hat nichts mehr mit Neugierde zu tun. Geschweige denn mit der Fähigkeit, in einer Sache aufzugehen. Ein graues Bildungssystem, lässt eben nur graue Menschen hindurch. Menschen die ihre Realität nicht auf der Basis von Tatsachen, sondern auf der Basis von Geschichten bilden. Solche Menschen haben nur sehr begrenzte Möglichkeiten, neue Werkzeuge zu ersinnen. Sie verlassen sich weniger auf ihre eigenen Vorstellungen, als die von außen projizierten.
Darin liegt das Grundsätzliche Problem. Eine Gesellschaft die nicht mehr aus dem Quark kommt, wird krank. Sie steht still. Jetzt gerade erleben wir, wie durch unkontrollierte Affekte ungünstige Umwelteinflüsse und einer Maroden Infrastruktur, tatsächlich eine Seuche entstehen kann. Schwäche muss natürlich auch weiterhin erlaubt sein. Schwäche kann schließlich sehr liebenswürdig sein. Doch eines muss aufhören. Der Mensch darf nicht mehr belohnt werden, wenn er sich betrunken an ein Steuer setzt und einen anderen über den Haufen fährt. Das ist nämlich genau die Gesellschaft in der wir gerade leben.
Schwäche und Trägheit werden belohnt, Stärke und Durchsetzungsvermögen, abgestraft.
Für einen Gesünderen Menschen, für eine bessere und fortschrittlichere Zukunft, können wir uns diese Art der human Domestizierung nicht mehr leisten.
Ein neues Leitbild etabliert sich
Corona ist längst mehr geworden als nur ein besonders hartnäckiger Schnupfen.
Aufgrund des Covid 19 Virus, verändern wir unser Zusammenleben. Unsere Gesellschaftlichen Führer, ersinnen neue Regeln und setzen alte außer Kraft. In immer mehr Berufen, werden bestehende Begrenzungen, bürokratische Hürden und veraltete Regeln, ersatzlos gestrichen. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, müssen nur noch die notwendigsten Auflagen erfüllen.
Die Paketdienste, müssen keine Validierung des Alters mehr durchführen und brauchen sich den Empfang der Sendungen nicht mehr quittieren zu lassen.
Anstelle tritt Selbstverantwortung und Menschenverstand. Der Zusteller Entscheidet allein und quittiert die Übergabe einfach selbst. Sowohl in Verantwortung, als auch in Vertrauen, werden neue Maßstäbe gesetzt. Man spürt förmlich, wie der Mensch als Ressource wieder aufgewertet wird. Dies betrifft alle Bereiche der Basis. Supermärkte, Krankenhäuser, Baumärkte, Zustelldienste. Auch der Kassierer an der Kasse hat nun etwas zu sagen. Wenn die Besucher sich nicht an die neuen Regeln des Zusammenlebens halten möchten, dürfen sie des Hauses verwiesen werden. Das anfassen und zurücklegen von Lebensmitteln, der respektlose Umgang mit dem Personal, all das ist auf einmal vorbei. Diese neue Situation, auch das neue Miteinander ist begrüßenswert. Kein Mensch, muss sich die Frechheiten, einer unbedachten Kundschaft gefallen lassen. Wer ein Ventil, für seinen Missmut sucht, kann das fortan im Wald machen. Bäume kann man ruhig anschreien. Doch weder vor Cornona noch jetzt, haben das jene Menschen verdient, die den ganzen Laden mit ihren Händen und manchmal sogar mit ihren Herzen, am Laufen halten.
Doch damit ist es nicht getan. Anerkennung, darf nicht nur aus einer Kundschaft bestehen, die aus Angst, höflich geworden ist. Nein Anerkennung erfolgt über Bezahlung. In solchen Zeiten sehen wir nämlich eindrucksvoll auf wen wir verzichten können und auf wen nicht. Diejenigen die uns das Essen auf den Tisch stellen und die Pakete nach hause bringen, brauchen Rechtssicherheit, klare Strukturen und vernünftige Entlohnung.
Auch der Arbeitsplatz eines Verkäufers bei Penny oder Lidl, wird sich nun verändern. Es führt kein Weg an der Automatisierung vorbei. Damit einhergehend, führt auch kein Weg an der Abschaffung des Bargelds vorbei.
Mit der Veränderung unseres Leitbildes, werden auch Veränderungen der Arbeitsplätze einhergehen. Der Angestellte im Supermarkt hat nun auch auf das benehmen seiner Kunden zu achten. Gleichzeitig wird er neue Technologien erklären müssen und den Umgang mit diesen selbst erlernen. Natürlich gibt es auch noch die alten Aufgabengebiete, welche sich nicht verändern. Die Ware muss in die Regale einsortiert werden, der Laden sauber gehalten werden. Doch all das viel den Mitarbeitern welche sich mit ihrem Geschäft auch identifizieren möchten, niemals schwer. Es war die Sorglosigkeit vieler Kunden, die daraus eine Mammutaufgabe machten.
Auf diese Weise werden ganze Berufsfelder auf eine neue Stufe gehoben. Auf einmal hat der Kassiere, der Paketbote ein Fünkchen Verantwortung. Man ist darauf bedacht zu seinem Postboten freundlich zu sein, wenn dieser fortan selbst unterschreibt.
All das ist lange überfällig. Eine Welt voller Vorschubmisstrauen, Schwäche und dem ewig gestrigen grau, darf ruhig Reformiert werden. Natürlich gibt es immer einige unwirsche, die versuchen werden ihren Vorteil zu Schlagen. Doch unterm Strich bedeutet ein behutsameres miteinander, auch einen besseren Arbeitstag und somit an angenehmeres Leben. Klare Verhaltensregeln, Arbeitsbedingungen und Strukturen, garantieren nämlich auch ein gesünderes Leben.
Und jetzt mal Hand aufs Herz. Die Mehrheit aller Menschen arbeitet nun einmal nicht in der Forschung, ist Arzt oder einfach nur reich. Die Mehrheit ist genau dort Tätig, wo Arbeit nicht gut angesehen ist, wo man Respektlosigkeiten und schlechten Arbeitsbedingungen ausgesetzt wird. Jedem von uns tut es gut, ein wenig mehr Wertschätzung für das geleistete zu erfahren.
Dazu gehört eben auch das Einlenken jener die sich bislang für unverzichtbar gehalten haben und nun brav, daheim ihrer Telearbeit nachgehen, oder ganz in die Kurzarbeit geschickt wurden. Die Lage ist ernst und wenn sie noch ernster werden sollte, werden wir alle sehen wie Bedeutungslos ein Anwalt oder ein Studienrat neben dem der die Lebensmittel verteilt auf einmal wird. Es tut uns allen gut, uns auch später daran zu erinnern wer den Karren während der Krise aus dem Dreck gezogen hat. Das waren nicht die Akademiker, sondern jene die sich nicht zu Schade waren um sich die Hände schmutzig zu machen.
Fortschritt beginnt zwar mit neuen Werkzeugen, doch ohne den Geist des Menschen auf die Situation einzustellen, geht es nicht. Der Mensch muss nun nach dem neuen Leitbild erzogen werden. Mehr Selbstverantwortung, Vertrauen in die Arbeitsleistung seines Nachbarn und Respekt vor eben dieser Leistung.